"Große Führungsqualitäten" Chilenisches Militär greift durch
03.03.2010, 13:00 UhrNach dem Erdbeben in Chile versuchen rund 7000 Soldaten, Plünderungen zu verhindern. "Die Lage ist unter Kontrolle", meint Staatspräsidentin Bachelet. Lob gibt es von den Vereinten Nationen. Viele Einwohner werfen der Regierung dagegen vor, zu langsam reagiert zu haben.

Polizisten patroullieren in den Straßen von Talcahuano.
(Foto: dpa)
Nach dem verheerenden Erdbeben in Chile ist das Militär mit harter Hand gegen Plünderer vorgegangen. "Die Lage ist unter Kontrolle", sagte Staatspräsidentin Michelle Bachelet nach Medienberichten. "Die Soldaten sorgen in den betroffenen Gebieten nicht nur für Ordnung und Sicherheit, sondern verteilen auch Lebensmittel, Trinkwasser und andere Hilfsgüter."
Der Militär errichtete eine Luftbrücke in die vom Erdbeben zerstörten Regionen Maule und Bíobío. 50 Maschinen brachten erstmals seit dem Beben vom Samstag Lebensmittel und Medikamente für die etwa zwei Millionen Opfer. Dank starker Militärpräsenz und nächtlicher Ausgangssperren kam es kaum noch zu Plünderungen und Raubüberfällen wie in den ersten Tagen nach dem Beben der Stärke 8,8. Bei einem der heftigsten je registrierten Beben waren mindestens 795 Menschen ums Leben gekommen. Zudem werden noch hunderte Menschen vermisst. Die Zahl der Verletzten ist unklar.
Das Militär setzte im Kampf gegen Banden gepanzerte Fahrzeuge ein und errichtete Straßensperren. "Wir wissen, dass kleine Gruppen sich zu kriminellen Aktionen hinreißen lassen und der Bevölkerung schweren Schaden zufügen", sagte die Präsidentin. "Aber wir werden dies nicht tolerieren." In der betroffenen Region patrouillieren mittlerweile rund 7000 Soldaten, um die Verteilung von Wasser und Nahrungsmitteln zu überwachen.
Lob aus New York
Obwohl es einige Anfangsschwierigkeiten bei der Versorgung der Opfer gegeben hatte, lobten die Vereinten Nationen und auch US- Außenministerin Hillary Clinton die Maßnahmen der chilenischen Regierung angesichts einer der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes. "Chile ist vielleicht das Land Lateinamerikas, das am besten für eine solche Katastrophe vorbereitet ist. Es hat außerordentlich strenge Bauvorschriften. Welches andere Land würde schon ein Beben der Stärke 8,8 so überstehen?", sagte die stellvertretende UN-Nothilfekoordinatorin Catherine Bragg in New York. Es gebe eine klare Führung, die sich auch in der Krise bewiesen habe.

Die Musiklehrerin Claudia Vergara mit ihrem zerstörten Klavier.
(Foto: AP)
Auch Clinton hob bei einen Kurzbesuch in Santiago die Leistungen Bachelets hervor. "Sie und ihre Regierung haben große Führungsqualitäten bewiesen, und wir bewundern den Mut des chilenischen Volkes", sagte sie. Zugleich übergab sie Satellitentelefone, um die Kommunikation in den vom Beben verwüsteten Regionen zu verbessern.
Städte von Außenwelt abgeschnitten
Eine Mitarbeiterin der Hilfsorganisation World Vision, Paula Saez, berichtete unterdessen von schweren Zerstörungen in den Regionen Bíobío und Maule. "Einige Städte wie zum Beispiel Chillan, Curico und Lota sind von der Außenwelt abgeschnitten und zum Teil komplett zerstört. Die Menschen brauchen dringend Nahrungsmittel und Trinkwasser. Manche Dörfer, wie beispielsweise Puerto Saavedra, erscheinen völlig menschenleer. Die Bewohner haben sich aus Angst vor weiteren Flutwellen in die umliegenden Wälder und auf höher gelegene Hügel zurückgezogen", teilte die Organisation mit.
Die Hoffnung der Rettungskräfte, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden, schwindet indes immer mehr. Allein in der stark zerstörten Stadt Concepcion werden unter den eingestürzten Häusern fast 500 Menschen vermutet.
Viele Einwohner warfen der Regierung in Santiago vor, zu langsam auf die Katastrophe reagiert zu haben. Das Erdbeben hatte einen Tsunami ausgelöst, der erst nach einigen Stunden auf die Küste getroffen war und mehrere Menschen in den Tod riss.
Quelle: ntv.de, dpa/rts