Panorama

Mit maximal Tempo 18 "Trecker-Willi" bricht nach Russland auf

20.05.2017, 13:10 Uhr
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Langner beim Abschied aus Lauenförde in Niedersachsen. (Foto: picture alliance / Swen Pförtner)

Winfried Langner ist 81, sein Traktor "Robert" bringt es auf stolze 56 Jahre. Gemeinsam tuckern die beiden jetzt monatelang nach St. Petersburg. "Trecker-Willi" ist schon lange kein Unbekannter mehr: Es ist bereits seine dritte Reise dieser Art.

"Trecker-Willi" und sein alter "Robert" sind bereit: Punkt neun Uhr geht es los. Die Kapelle spielt, die Kameras der Pressefotografen halten alles fest, auch das Fernsehen ist da. Blauer Himmel, die Sonne scheint. Winfried Langner steuert mit seinem betagten Gefährt nicht den nächsten Acker an, der 81-Jährige will nach Russland - und zurück.

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Ein Plakat am Wohnwagen zeigt die geplante Wegstrecke. (Foto: picture alliance / Swen Pförtner)

Zwei Jahre nach seiner Traktor-Tour zum Nordkap ist er wieder auf großer Fahrt. "Die Fahrten halten ihn am Leben", sagt seine Tochter Sabine Langner-Uslu. "Ich wünsche ihm eine tolle und spannende Reise, und dass er gesund und munter wieder nach Hause kommt."

Trecker "Robert" war schon seit Tagen startklar, der kleine Wohnwagen hinten dran auch. Visa und Landkarten stecken in der Mappe. Der als "Trecker-Willi" bekannte Rentner aus dem niedersächsischen Lauenförde will diesmal nach St. Petersburg tuckern. Sein Traktor schafft maximal 18 Kilometer pro Stunde, es geht also nicht um Geschwindigkeit.

Spielmannszug verabschiedet "Trecker-Willi"

"Ich will jeden Tag so 120, 130 Kilometer machen", hat Langner sich vorgenommen. Nun steuert er also wirklich Richtung Russland mit seinem Deutz, Baujahr 1961, und dem Mini-Wohnanhänger hinten dran. Die Gemeinde Lauenförde hat ihren wohl bekanntesten Bürger gebührend verabschiedet, wie es der ehrenamtliche Bürgermeister Werner Tyrasa versprochen hat. "Zu Ehren von Trecker-Willi wird ein Spielmannszug aufspielen", hatte Tyrasa angekündigt - und er hat Wort gehalten. Außerdem hat der Rentner eine Ortsfahne mit auf den Weg bekommen, um sie am Zielort zu hissen.

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Wenn "Robert" mal streikt, will Langner alles selbst reparieren. (Foto: picture alliance / Swen Pförtner)

Bis der 81-Jährige an die Oberweser zurückkehrt, dürfte es etwas dauern. Für Hin- und Rückfahrt hat Langner rund vier Monate eingeplant. Weil er nicht über Autobahnen und Schnellstraßen fährt, sondern nur über kleine Nebenstrecken rollt, rechnet Langner mit einer Gesamtstrecke von etwa 6000 Kilometern.

"Trecker-Willi" ist kein Unbekannter: 2015 reiste Langner zum Nordkap, zwei Jahre zuvor war er mit Traktor und Wohnanhänger rund 1900 Kilometer bis Mallorca unterwegs. Wie schon damals, so hat Langner auch diesmal wieder seinen 56 Jahre alten, 15 PS starken Deutz vom Typ D15 eigenhändig reisefertig gemacht. "Ich habe alles auseinander genommen und die Verschleißteile ersetzt", berichtet der Rentner.

Rückweg über Skandinavien

Die Route nach Russland hat ihm sein Sohn Wolfgang ausgearbeitet, sagt der 81-Jährige. Der vorgesehene Weg führt über Polen, die russische Exklave Kaliningrad und die baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland. Dort soll es erneut über die russische Grenze Richtung St. Petersburg gehen, die Ein- und Ausreisevisa für Kaliningrad und Russland liegen schon bereit. Überall, wo es schön ist, will Trecker-Willi unterwegs Station machen, erzählt der Witwer und Vater von sechs Kindern. Geschlafen wird im Mini-Wohnwagen. Und weil er Kochen und Geschirrspülen nicht mag, will Langner zum Essen so oft wie möglich einkehren.

Über den Rückweg hat sich der 81-Jährige noch keine Gedanken gemacht. Vielleicht werde er mit der Fähre nach Finnland übersetzen und dann durch Skandinavien Richtung Deutschland fahren. "Seinen ursprünglichen Plan, über Moskau und die Ukraine zurückzukommen, habe ich meinem Vater ausgeredet", sagt Sabine Langner-Uslu. "Da hätte ich zu viel Angst, dass ihm etwas passiert."

Angst, dass Traktor "Robert" unterwegs einmal streiken könnte, hat Winfried Langner nicht. Im Notfall könne er schließlich alles selber reparieren. "Ich brauche keine Hilfe", sagt der Baumaschinenmonteur im Ruhestand. Und ein Navi will er auch nicht mitnehmen. "Ich verlasse mich lieber auf meine Landkarten."

Quelle: Matthias Brunnert, dpa