Es geht voran oder nichtEuroland probt den Spagat

Konjunktur-Lokomotive Deutschland verhilft der Wirtschaft in der Euro-Zone im zweiten Quartal zum kräftigsten Wachstum seit mehr als drei Jahren. Vorbildlich, und leider eine Ausnahme. Denn in den einzelnen Ländern fällt das Wachstum höchst unterschiedlich aus.
Deutschland hat der Wirtschaft
in der Euro-Zone im zweiten Quartal zum kräftigsten Wachstum seit mehr als drei
Jahren verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion stieg von April
bis Juni um 1,0 Prozent. In den einzelnen Ländern fiel das Wachstum aber höchst
unterschiedlich aus. Im schwer angeschlagenen Griechenland hat sich die Rezession
sogar verschärft. Ein Überblick über die Entwicklung in den einzelnen Ländern im
zweiten Quartal:
Belgien
Das Königreich hat sich
aus der Stagnation befreit. Die Wirtschaft legte um 0,7 Prozent zu, nachdem sie
zu Jahresbeginn noch auf der Stelle getreten hatte. Analysten zufolge bleibt Belgien
auch im Sommer auf Wachstumskurs. Allerdings dürfte sich die Konjunktur am Jahresende
abkühlen.
Deutschland
Mit 2,2 Prozent ist die
deutsche Wirtschaft das Zugpferd der Euro-Zone. Boomende Exporte und steigende Investitionen
verhalfen der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone zum stärksten Wachstum seit
fast 20 Jahren. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle spricht von einem "Wachstum
XL", Forschungsinstitute halten ein Wachstum von mindestens drei Prozent in
diesem Jahr für möglich.
Frankreich
Ein robuster privater Verbrauch
und steigende Investitionen verhalfen der zweitgrößten Wirtschaft des Euroraums
zu einem Wachstum von 0,6 Prozent - das war dreimal so viel wie im ersten Quartal.
Der Außenhandel erwies sich dagegen als Belastung. Dabei spielt eine Rolle, dass
die Abwrackprämien weltweit auslaufen - und französische Kleinwagen daher weniger
gefragt sind. Für 2010 rechnet die Regierung mit 1,4 Prozent Wachstum.
Griechenland
Die Wirtschaftskrise im
hoch verschuldeten Griechenland hat sich deutlich verschärft. Das Bruttoinlandsprodukt
schrumpfte um 1,5 Prozent, nachdem es in den beiden Vorquartalen um jeweils 0,8
Prozent zurückgegangen war. "Der Rückgang der Investitionen und der deutliche
Abbau der öffentlichen Ausgaben haben zu dem Minus beigetragen", hieß es. Die
Arbeitslosigkeit steigt gleichzeitig in Rekordgeschwindigkeit. Citigroup-Experten
gehen davon aus, dass die Wirtschaft 2010 um rund 3,5 Prozent schrumpfen wird.
Italien
0,4 Prozent Wachstum schaffte
die italienische Wirtschaft, das ist so viel wie im ersten Quartal. Nach Einschätzung
von Analysten profitierte das südeuropäische Land von steigenden Exporten und mehr
Investitionen. Die Binnennachfrage bleibt dagegen schwach - und es drohen Rückschläge:
Das Sparprogramm der Regierung von Silvio Berlusconi dürfte es schwermachen, das
erstrebte Wachstum von 1,1 Prozent 2010 zu erreichen.
Niederlande
Auch die fünftgrößte Volkswirtschaft
der Euro-Zone konnte vom Rückenwind der Konjunkturlok Deutschland profitieren. Sie
wuchs um 0,9 Prozent. Der Export - der für gut 70 Prozent der Wirtschaftsleistung
des Nordseeanrainers steht - zog um 11,5 Prozent an. Nach Angaben des Statistikamtes
geht dieses Plus vor allem auf die hohe Nachfrage nach technischen Produkten und
Erzeugnissen der chemischen und metallurgischen Industrie zurück. Die Ausgaben der
Haushalte zogen um 0,7 Prozent an.