Wirtschaft

Es geht voran oder nichtEuroland probt den Spagat

17.08.2010, 12:41 Uhr
Spagat
Entweder man kann's oder man kann's nicht. Hauptsache ist, dass man in dieser Haltung nicht ewig ausharren kann. Bewegung ist wichtig. (Foto: REUTERS)

Konjunktur-Lokomotive Deutschland verhilft der Wirtschaft in der Euro-Zone im zweiten Quartal zum kräftigsten Wachstum seit mehr als drei Jahren. Vorbildlich, und leider eine Ausnahme. Denn in den einzelnen Ländern fällt das Wachstum höchst unterschiedlich aus.

Deutschland hat der Wirtschaft

in der Euro-Zone im zweiten Quartal zum kräftigsten Wachstum seit mehr als drei

Jahren verholfen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Währungsunion stieg von April

bis Juni um 1,0 Prozent. In den einzelnen Ländern fiel das Wachstum aber höchst

unterschiedlich aus. Im schwer angeschlagenen Griechenland hat sich die Rezession

sogar verschärft. Ein Überblick über die Entwicklung in den einzelnen Ländern im

zweiten Quartal:

Belgien

Das Königreich hat sich

aus der Stagnation befreit. Die Wirtschaft legte um 0,7 Prozent zu, nachdem sie

zu Jahresbeginn noch auf der Stelle getreten hatte. Analysten zufolge bleibt Belgien

auch im Sommer auf Wachstumskurs. Allerdings dürfte sich die Konjunktur am Jahresende

abkühlen.

Deutschland

Mit 2,2 Prozent ist die

deutsche Wirtschaft das Zugpferd der Euro-Zone. Boomende Exporte und steigende Investitionen

verhalfen der größten Volkswirtschaft der Euro-Zone zum stärksten Wachstum seit

fast 20 Jahren. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle spricht von einem "Wachstum

XL", Forschungsinstitute halten ein Wachstum von mindestens drei Prozent in

diesem Jahr für möglich.

Frankreich

Ein robuster privater Verbrauch

und steigende Investitionen verhalfen der zweitgrößten Wirtschaft des Euroraums

zu einem Wachstum von 0,6 Prozent - das war dreimal so viel wie im ersten Quartal.

Der Außenhandel erwies sich dagegen als Belastung. Dabei spielt eine Rolle, dass

die Abwrackprämien weltweit auslaufen - und französische Kleinwagen daher weniger

gefragt sind. Für 2010 rechnet die Regierung mit 1,4 Prozent Wachstum.

Griechenland

Die Wirtschaftskrise im

hoch verschuldeten Griechenland hat sich deutlich verschärft. Das Bruttoinlandsprodukt

schrumpfte um 1,5 Prozent, nachdem es in den beiden Vorquartalen um jeweils 0,8

Prozent zurückgegangen war. "Der Rückgang der Investitionen und der deutliche

Abbau der öffentlichen Ausgaben haben zu dem Minus beigetragen", hieß es. Die

Arbeitslosigkeit steigt gleichzeitig in Rekordgeschwindigkeit. Citigroup-Experten

gehen davon aus, dass die Wirtschaft 2010 um rund 3,5 Prozent schrumpfen wird.

Italien

0,4 Prozent Wachstum schaffte

die italienische Wirtschaft, das ist so viel wie im ersten Quartal. Nach Einschätzung

von Analysten profitierte das südeuropäische Land von steigenden Exporten und mehr

Investitionen. Die Binnennachfrage bleibt dagegen schwach - und es drohen Rückschläge:

Das Sparprogramm der Regierung von Silvio Berlusconi dürfte es schwermachen, das

erstrebte Wachstum von 1,1 Prozent 2010 zu erreichen.

Niederlande

Auch die fünftgrößte Volkswirtschaft

der Euro-Zone konnte vom Rückenwind der Konjunkturlok Deutschland profitieren. Sie

wuchs um 0,9 Prozent. Der Export - der für gut 70 Prozent der Wirtschaftsleistung

des Nordseeanrainers steht - zog um 11,5 Prozent an. Nach Angaben des Statistikamtes

geht dieses Plus vor allem auf die hohe Nachfrage nach technischen Produkten und

Erzeugnissen der chemischen und metallurgischen Industrie zurück. Die Ausgaben der

Haushalte zogen um 0,7 Prozent an.

Quelle: rts