Auto

Fiat Punto EvoNeues Auto zum alten Preis

26.10.2009, 13:26 Uhr
imageAxel F. Busse
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An der Feront wurden der Stoßfänger und die Spange mit dem Markenlogo auffälliger gestaltet. (Foto: Textfabrik/Busse)

Der neue Fiat Punto Evo ist die technisch und optisch aufgewertete Version des Kleinwagens und soll die Erfolgsgeschichte fortsetzen - mit einem Mehr an Austattung zum alten Preis.

Ein technisch und optisch aufgewerteter Fiat Punto soll die Erfolgsgeschichte des Kleinwagens in Deutschland fortsetzen. An diesem Samstag ist offizieller Marktstart. Damit auch jeder gleich an eine Weiterentwicklung glaubt, trägt das Modell den Beinamen Evo.

Das Wort "Krise" mochte Manfred Kantner nicht in den Mund nehmen. Wie auch, schließlich konnte der Vorstandsvorsitzende von Fiat Deutschland bei der Pressepräsentation des neuen Punto Evo über einen stattlichen Verkaufszuwachs von 97 Prozent berichten. Fast doppelt so viele Autos wie im Vorjahr hat der italienische Konzern hierzulande schon in den ersten neun Monaten 2009 abgesetzt.

Wirklich spannend wird es auf dem Klein- und Kompaktwagensektor erst nächstes Jahr, wenn die Hersteller ihre Erzeugnisse ohne die Hilfe einer Abwrackprämie an die Kunden bringen müssen. Ein Hauptargument der Fiat-Strategen lautet dabei "neues Auto für den alten Preis". Bei exakt 11.500 Euro startet die Preisliste des Punto Evo. Im Gegensatz zum Vorgänger sind jetzt jedoch zusätzlich sieben Airbags, ESP, Zentralverriegelung, Tagfahrlicht und elektrische Außenspiegel serienmäßig mit an Bord. So ein Paket könnten die Konkurrenten von Seat, Peugeot und Renault, aber auch die deutschen Anbieter VW oder Ford nur gegen Aufpreis bieten, sagt Fiat.

Heckklappe ohne Griff

Die Frontpartie des Punto wurde mit neuen Akzenten versehen, die Leuchten umgestaltet, Lufteinlässe und Kennzeichenträger verändert. Gleiches gilt für die Rücklichter, wo verchromte Gehäuse zu sehen sind. Der Verzicht auf einen Griff für die Heckklappe mag durch den Gewinn an optischer Harmonie gerechtfertigt sein. Ob das alle Kunden noch so sehen, wenn sie bei Schmuddelwetter die Klappe öffnen und schließen müssen, bleibt abzuwarten.

Im Innern fällt die horizontal geteilte Konsole auf, wo farblich abgesetzte Verkleidungen für eine frische Optik sorgen. Bei einigen Modellen gibt es auch einen perforierten Bezug aus Kunstleder, der die in der Fahrzeugklasse üblichen tristen Plastikoberflächen wohltuend kontrastiert. Durchaus edel wirkt die einer Klavierlackoptik nachempfundene Maske, die in der Mitte Bedienelemente der Audioanlage umgibt. Sie ist aber gegen Fingerspuren und Kratzer recht empfindlich.

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Die Entriegellung der Heckklappe erfolgt durch eine Taste im Fiat-Emblem, ein Griff zum Aufziehen fehlt jedoch. (Foto: Textfabrik/Busse)

Auf der Antriebsseite wollen die Italiener mit neuen Motoren punkten. Weiterhin setzt die Marke auf die Qualitäten der so genannten Multijet-Dieselmotoren, bei denen bis zu fünf getrennte Einspritzungen für eine optimale Verbrennung und Leistungsausbeute sorgten. In der nächsten Motorgeneration wird sogar acht mal je Arbeitszyklus Kraftstoff in den Verbrennungsraum gesprüht. Diese weitere Spreizung verbessere die thermodynamische Bilanz des Selbstzünders erheblich, sagen die Ingenieure. Mit Hilfe eines Magnet-Servoventils werde der Vorgang in Sekundenbruchteilen präzise gesteuert. Der Effekt: Das Drehmoment erhöht sich um etwa 25 Prozent und der Ausstoß an Schadstoffen soll obendrein auch noch reduziert werden.

Noch nicht zum Marktstart, aber etwa ab Frühjahr 2010 wird auch bei den Benzinern ein neues Management für die Kraftstoffzufuhr Einzug halten. Das so genannte Multi-Air-System kommt mit nur noch einer Nockenwelle aus. Sie regelt die Bewegung der Auslassventile. Die Einlassventile werden bei diesem System nicht mehr über Nockenwelle, sondern durch elektrohydraulische Impulse gesteuert. Je nachdem, ob der Motor im Teil- oder Volllastbereich betrieben wird, können die Ventile geringer oder weiter, kürzer oder länger geöffnet werden. Auch damit will Fiat einen effizienteren Spriteinsatz gewährleisten und darüber hinaus Emissionen reduzieren.

Mehr Leistung dank Multi-Air

Als Beweis dieser These können die Entwickler auf einen Normverbrauch von 5,7 Liter verweisen. Damit kommt der Multi-Air-Motor auf den gleichen Wert wie der konventionelle 1,4-Liter-Vierzylinder, ist jedoch deutlich leistungsstärker. Dank Multi-Air stehen 105 PS und 130 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, während es ohne die neue Technik bei gleichem Hubraum nur 77 PS und 115 Newtonmeter sind. Dass der neue Motor die bessere – wenngleich auch 850 Euro teurere – Alternative sein könnte, zeigte sich bei ersten Testrunden mit der 77 PS-Version und zwei Insassen. Obwohl der dreitürige Punto Evo kaum mehr als 1100 Kilogramm wiegt, war von Temperament nur wenig zu spüren.

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Im Innern ist das Bemühen um eine hochwertige, solide Optik und leichte Bedienung zu erkennen. (Foto: Fiat)

Die mit großem Spiel ausgestattete Lenkung und ein Fünfganggetriebe, dessen Hebel wie durch ein Butterfass zu gleiten schien, ließen deutliche Wünsche nach einem fahraktiveren Fortbewegungserlebnis aufkommen. Es kann also durchaus sinnvoll sein, auf die Multi-Air-Version zu warten, die dann sowohl mit einem Sechsganggetriebe als auch mit Scheibenbremsen an der Hinterachse ausgestattet sein wird.

Obwohl der Anteil an Dieselmotoren in der Punto-Baureihe kaum mehr als ein Viertel ausmachen dürfte, sind sie doch der näheren Betrachtung Wert. Die 1,3-Liter-Version ist mit 75 oder 95 PS zu haben, dazu wird noch ein 1,6-Liter-Aggregat angeboten, das 120 PS leistet. Alle Selbstzünder erfüllen die Euro-5-Norm und verbrennen zwischen 4,1 und 4,5 Liter Diesel nach EU-Normtest. Nur selten können kleinvolumige Dieselmotoren durch kultivierte Laufruhe überzeugen, doch im Falle der gefahrenen 95-PS-Version war die Vorstellung durchaus ansprechend. Nicht nur, dass dank des Drehmoments von 200 Newtonmetern beim Tritt aufs Gas spürbarer Vorwärtsdrang einsetzte, auch die Geräuschentwicklung blieb überhörbar. Bei 4000 Touren Nenndrehzahl macht sich nicht einmal das Fehlen eines sechsten Ganges störend bemerkbar. Die zusätzliche Schaltstufe bleibt dem 120 PS starken Top-Diesel vorbehalten.

Nach und nach wird das Angebot des Punto Evo auf acht Motorisierungen ausgebaut. Die Benzinvarianten reichen von 65 bis 135 PS, die der Selbstzünder von 75 bis 120 PS. Während auch der bisherige Punto für knapp unter 10.000 Euro noch weiter im Angebot bleibt, markiert der 120-PS-Diesel in der Ausstattungslinie "Sport" mit 19.500 Euro das obere Ende der Preisskala. Diese Position wird er aller Voraussicht nach aber im nächsten Jahr abgeben müssen, denn die Abarth-Version des Punto Evo ist laut Manfred Kantner schon in Vorbereitung.