Der Tag

Der TagEine Mauer ist (nicht) eine Mauer

13.08.2021, 09:38 Uhr
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Auf dem erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer kommentierten Künstler den Mauerfall und die politische Wende 1989/90. Heute ist die East-Side-Gallery eine der touristischen Haupt- Attraktionen in Berlin. (Foto: imago images / Winfried Rothermel)

Eine Mauer. Hat immer etwas Abweisendes. Angeblich aber auch etwas Schützendes, wie die konservative Zeitung "Lidove noviny" aus Tschechien schreibt: "Das sozialistische Regime der DDR baute die Berliner Mauer, um seine eigenen Bürger an der Flucht in den Westen zu hindern. Das steht in völligem Gegensatz zu dem, warum Israel eine Barriere zum Westjordanland errichtet und Ungarn einen Zaun an der EU-Außengrenze gebaut hat - nämlich gegen eine Gefahr von außen." Das Blatt sieht im Hauptmotiv für den Bau von "Zäunen", wie denen an der US-amerikanischen Grenze zu Mexiko, den spanischen an der Grenze zu Marokko, der litauischen und lettischen Zäune an der Grenze zu Belarus, eine Art Absperrung. Und diese entstünden nur, "um das Risiko einer Gefahr von außen zu verringern, nicht aber, um die eigenen Bürger in Unfreiheit zu halten."

"Lidove noviny" findet: "Obwohl sie einen ganz anderen Sinn erfüllen, werden sie doch immer wieder zu Unrecht mit der Berliner Mauer in Verbindung gebracht." Da kann man ja mal drüber nachdenken, heute, am 60. Jahrestag des Berliner Mauerbaus.

ntv.de-Leserin Anka B. aus Berlin schreibt uns dazu: " Als Kind konnte ich nicht begreifen, was es mit der Mauer auf sich hat. Als mein Vater seine Oma im Westen besuchen wollte, habe ich gefragt, warum ich nicht mitfahren darf. Er sagte, dann müsse ich mich im Koffer verstecken oder über die Mauer klettern." Die Oma aus dem Westen hingegen durfte ja "in den Osten" kommen: "Klettert die Oma also auch immer über die Mauer? Wie schafft die das", fragt das Kind den Vater daher. "Das sprachlose Gesicht meines Vaters werde ich nie vergessen."

Quelle: ntv.de