Panorama

Brief von Natascha Kampusch"Er war nicht mein Gebieter"

28.08.2006, 10:24 Uhr

Natascha Kampusch bat die Medienvertreter, sie in Ruhe zu lassen und sie nicht weiter als das "Opfer" darzustellen. Das Thema sei zu komplex, für knappe Schlagzeilen.

Im Namen von Natascha Kampusch will ein Wiener Anwalt Ansprüche auf jenes Haus geltend machen, in dem sie gefangen gehalten wurde. Das schreibt die "Kronen-Zeitung". Es gehe dabei auch um Schadenersatzforderungen für erlittene seelische Qualen. Auch ein Medienmanager soll der jungen Frau zur Seite stehen. Mit einem eindringlichen Appell zur Achtung ihrer Persönlichkeit hatte sich die acht Jahre lang gefangen gehaltene Natascha Kampusch am Montag erstmals an die Öffentlichkeit gewandt.

Die junge Frau wird derzeit auf eigenen Wunsch in einer "spitalähnlichen Einrichtung" abgeschirmt und hat um eine Ruhepause gebeten. Demnächst solle sie in eine betreute Wohnung mit psychosozialem Beistand umziehen, teilte die Kinder-und Jugendanwältin Monika Pinterits mit. "Ich fühle mich an meinem neuen Aufenthaltsort wohl", ließ Kampusch am Montag mitteilen. Allerdings fühle sie sich auch ein wenig bevormundet.

Zu Vorwürfen der Eltern, ihre Tochter werde ihnen vorenthalten, sagte Betreuer, der Psychiater Max Friedrich: "Sie ist ein mündiger, erwachsener Mensch. Wann sie Kontakt zu den Eltern haben wird, ist ihre Entscheidung." Auch über Gespräche mit den Medien wolle sie selbst zu einem geeigneten Zeitpunkt entscheiden. Ihre getrennt lebenden Eltern haben bereits Interviews und zum Teil bereitwillig Auskunft gegeben.

Österreichs Innenministerin Liese Prokop kritisierte unterdessen die Ermittlungsmethoden nach der Entführung am 2. März 1998. Damals waren auf die Aussagen einer Zeugin hin rund 700 Inhaber von weißen Mercedes-Lieferwagen überprüft worden. Dabei war auch der Täter Wolfgang Priklopil befragt worden. Die Fragen seien jedoch bezüglich familiärer und örtlicher Situation ungenau gewesen, sagte Prokop der in Wien erscheinenden Zeitung "Kurier": "Wenn ich alle Fragen auf einen Raster gebracht hätte, dann hätte ich vielleicht nicht mehr 700, sondern 25 Personen übrig gehabt. Da ist es dann schon leichter, zu prüfen."