Panorama

Der KGB und die Spione aus MarburgMoskau will Agenten austauschen

15.07.2013, 10:21 Uhr
Agenten
Das russische Agentenpaar lebte unter dem Namen Heidrun und Andreas Anschlag unauffällig in Deutschland. (Foto: picture alliance / dpa)

Der Fall mutet an wie eine Geschichte aus dem Kalten Krieg: Jahrelang lebte ein Agentenpaar in Deutschland und spionierte für den russischen Geheimdienst. Nun sitzen die beiden in einem deutschen Gefängnis, doch der russische Geheimdienst möchte sich damit nicht abfinden.

Nach der Verurteilung von zwei russischen Spionen in Deutschland strebt die Führung in Moskau nach einem Zeitungsbericht einen Agentenaustausch an. "Wir werden die Unseren da rausholen", zitierte die Zeitung "Kommersant" einen Geheimdienstmitarbeiter in Moskau. Die Gespräche über einen Austausch hätten nach dem Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart begonnen.

Das wegen Spionage für Russland zu fünfeinhalb und sechseinhalb Jahre verurteilte Ehepaar hatte im baden-württembergischen Balingen und im hessischen Marburg unter dem Namen Anschlag ein Doppelleben geführt. Die wahren Identitäten kennt selbst das Gericht nicht. Die beiden Russen sollen amtliche Dokumente über EU- und NATO-Angelegenheiten nach Moskau weitergegeben haben. Mehr als 20 Jahre spionierten der Mann und die Frau offenbar für den russischen Auslandsgeheimdienst KGB und dessen Nachfolger SWR spioniert. Das Paar war laut "Kommersant" aufgeflogen, nachdem der russische Geheimdienstler Alexander Potejew die Seiten gewechselt und 2010 ein Netz von russischen Agenten verraten hatte.

Der Austausch könne jederzeit über die Bühne gehen, berichtete das Blatt unter Berufung auf den deutschen Verteidiger Horst-Dieter Pötschke. Nach "Kommersant"-Informationen sitzt derzeit der Russe Andrej Dumenkow wegen Spionage für Deutschland im Gefängnis. Er war 2006 zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Er soll versucht haben, Deutschland geheime Daten aus der Raketenherstellung zu verkaufen.

Nach Informationen der Zeitung haben westliche Experten auch großes Interesse an dem früheren FSB-Geheimdienstoffizier Waleri Michailow, der wegen Geheimnisverrats an die USA zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Dieser Name sei in Gesprächen mit der deutschen Seite gefallen, berichtete das Blatt weiter.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa