Wirtschaft

Ausverkauf lockt SchnäppchenjägerBestellrekord bei Quelle

02.11.2009, 15:30 Uhr

Die Schnäppchenjäger rennen dem insolventen Versandhändler Quelle die Tür ein. Noch nie sind laut eines Sprechers der Insolvenzverwaltung an einem Tag so viele Bestellungen eingegangen wie am Sonntag.

Mit der Räumung der Warenlager läutete die Insolvenzverwaltung am frühen Sonntagmorgen die Endphase in der 82-jährigen Geschichte des einstmals größten europäischen Versandhändlers ein. Kunden können über das Internet 18 Mio. Artikel zu reduzierten Preisen ordern. Geplant sei der Ausverkauf für vier bis sechs Wochen, sagte der Sprecher. Die Auslieferung solle möglichst bis Weihnachten erfolgen.

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In den Ausverkauf sind am Montag auch die rund 80 Quelle Technik Center und die rund 1200 Quelle-Shops einbezogen worden. (Foto: dpa)

Am Sonntag seien 61.700 Bestellungen eingegangen, damit sei der bisherige Tagesrekord von 45.900 Orders im Weihnachtsgeschäft 2008 übertroffen worden. "Das ist mehr, als zu erwarten war." Die meisten Bestellungen seien in der letzten Stunde bis Mitternacht eingegangen.

Auch am Montag fanden die Waren reißenden Absatz. In den Ausverkauf einbezogen sind seit dem Morgen auch die Quelle Technikcenter und die Quelle Shops. Zusätzliche Server sollten dafür sorgen, dass es nicht erneut zu einer Überlastung der Computersysteme komme, ergänzte der Sprecher.

Orderrekord hilft Mitarbeitern nicht

Die Aktion wird mit einer Rumpfmannschaft von 4300 Mitarbeitern gestemmt. Wenn die Regale leer sind, ist auch ihre Zeit bei Quelle vorbei. Am Freitag hatten bereits gut 2100 Beschäftigte ihren letzten Arbeitstag bei dem Traditionsunternehmen, das im Zuge der Pleite des Mutterkonzerns Arcandor ebenfalls Insolvenzantrag stellen musste.

Kreisen zufolge hat der Versandhauskonzern Otto Interesse an der Übernahme von Quelle-Teilen bekundet. Der Hamburger Konzern wolle die Gesellschaft von Quelle in Russland übernehmen, sagte eine Person aus dem Umfeld der Verhandlungen am Montag. Für Quelle in Österreich wolle Otto nicht mitbieten. Der "Spiegel" hatte zuvor berichtet, Otto habe Interesse an den Quelle-Markenrechten.

Die Spezialversender der Arcandor-Versandhandelssparte Primondo wie "Baby Walz" und "Hess Natur", für die sich Otto ebenfalls interessiert, sollen nach dem Willen des Karstadt-Mitarbeitertrust vorerst nicht verkauft werden. Arcandor hat sie an den hauseigenen Pensionsfonds verpfändet, der dem Konzern im Gegenzug einen Kredit über 500 Mio. Euro gab.

Jobsorgen bei Profectis

Auch die 950 Mitarbeiter der insolventen Primondo-Kundendiensttochter Profectis bangen um ihre Jobs. Die Sorge sei, dass Investoren bei der Übernahme von Primondo-Gesellschaften ihren eigenen Kundendienst einbringen könnten, sagte Johann Rösch von der Gewerkschaft Verdi. Eine Betriebsversammlung, bei der der Profectis-Beauftragte des Insolvenzverwalters, Jan Janßen, über den Stand der Investorenverhandlungen berichten sollte, wurde kurzfristig abgesagt. Anwesende Medienvertreter hätten sich geweigert, den Saal zu verlassen, begründete ein Sprecher des Insolvenzverwalters die Entscheidung. Die Gewerkschaft sagte, die Begründung sei vorgeschoben.

Die rund 500 Beschäftigten der beiden Nürnberger Standorte zogen daraufhin nach Angaben von Verdi-Vertreter Rösch protestierend vor das Betriebsgelände und verlangten klare Zusagen für ihre Weiterbeschäftigung. "Die Mitarbeiter sind zermürbt und verunsichert. Sie wollen endlich wissen, ob der künftige Investor die Arbeitsplätze erhält", sagte der Gewerkschafter.

Nach Angaben des Sprechers des Insolvenzverwalters, Thomas Schulz, ebenso wie für andere Töchter der Arcandor-Versandhaussparte Primondo liefen auch in Sachen Profectis die Gespräche mit potenziellen Investoren auf Hochtouren. Nach Röschs Angaben läuft die Arbeit bei Profectis auch nach der Quelle-Insolvenz normal. Neben den 500 Mitarbeitern in Nürnberg beschäftigt Profectis bundesweit noch rund 450 Außendienstmitarbeiter.

Quelle: rts/dpa