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BankentestTop-Adressen fürs Geld

24.10.2008, 09:44 Uhr

Dutzenden Banken buhlen hierzulande um die Gunst wohlhabender Kunden. n-tv und Focus-Money haben getestet, wer bei der Beratung spitze ist.

In Zeiten extremer Unsicherheit – einem Mix aus Vertrauensschwund, Hypothekenkrise, Pleiten, Inflationssorgen und Rezessionsgefahr – führten n-tv und FOCUS-MONEY den diesjährigen Bankentest bei 39 Instituten in den heimischen Geldhochburgen Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München durch. Als Testperson machte sich dieses Mal eine Witwe mit beträchtlichem Beratungs- und Anlagebedarf auf den Weg.

Die Auswertung führten das bankenunabhängige Institut für Vermögensaufbau (IVA) und der Steuerberater Manfred Speidel durch. Sie nahmen alles unter die Lupe, was die Banker der Testperson empfahlen.

Auf den Standort kommt es an

Fazit der Spurensuche im Geldgewerbe: Kein Institut erweist sich in allen vier Städten als Idealbank, doch insgesamt 15 Banken erhielten an verschiedenen Standorten Bestnoten:

Credit Suisse in München, Düsseldorf und Hamburg, Hauck & Aufhäuser in Frankfurt und München, die Deutsche Bank in Frankfurt und Düsseldorf, das Bankhaus Lampe in Düsseldorf, Commerzbank und Berenberg Bank jeweils in Hamburg sowie Merck Finck, HVB und Delbrück Bethmann Maffei jeweils mit ihren Münchner Filialen.

Die HSBC in München verdiente sich einen Sonderpreis für das Portfolio 2007/2008 mit der besten Wertentwicklung. In den vergangenen Krisenmonaten verlor das vorgelegte Musterdepot zwischen 7. September 2007 und 7. September 2008 „nur“ 0,85 Prozent. „In diesem ruppigen Börsenumfeld sind Ergebnisse nahe der Nulllinie schon eine sehr gute Leistung“, bestätigt Finanzprofessor Wolfgang Gerke.

Einen Sonderpreis für die fairste Vermögensverwaltung erhielt die Quirin Bank in München. Bei ihrem Angebot überzeugte die Tester das kundenfreundliche Provisionsmodell, bei dem die Bank nur dann profitiert, wenn auch der Kunde verdient.

Die Crme de la Crme im Visier

Die Auswahl der 39 kontaktierten Banken war nicht zufällig. Sie erfolgte auf Grund einer Private-Banking-Studie über die zehn führenden Häuser in den Regionen Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München. Darüber hinaus kamen Adressen auf den Prüfstand, „die besondere Ansätze verfolgen, so dass deren Untersuchung von besonderem Interesse ist“, definiert Andreas Beck, Vorstand des IVA.

In den vier Metropolen präsentierte die Testerin persönlich ihre realistische Lebenslage. Zudem stellte sie in jeder Stadt eine andere Sonderaufgabe.

Die für eine Neuanlage zur Verfügung stehende Summe betrug einheitlich 630 000 Euro. Die Aufgabenstellung, bewusst nicht für Kunden mit ausschließlichem Interesse an kostenlosen Girokonten oder hochverzinslichem Tagesgeld gedacht, ist sinnvoll: Nie gab es in Deutschland so viele wohlhabende Menschen wie heute. Deutschland ist hinter den Vereinigten Staaten der weltweit wichtigste Markt für Wealth-Management-Leistungen. Er bietet mit fast 800 000 Personen die zweithöchste Anzahl an Privatpersonen mit mehr als einer Million Dollar liquidem Vermögen.

Kriterien für Wertung

Um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, legte das Münchener IVA-Team seine Messlatte hoch. Mehrere Kriterien, die mit unterschiedlicher Gewichtung zum Gesamturteil beitrugen, legten die Tester zu Grunde. Alle verwertbaren Unterlagen klopften sie nach den folgenden acht Kriterien ab: Ganzheitlichkeit, Kundenorientierung/Verständlichkeit, Risikoaufklärung, Kosten, Transparenz, Portfolio-Struktur, Produktumsetzung sowie Steuern.

Zunächst bewerteten sie Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der Exposs: Der Kunde muss verstehen, was ihm angeboten wird. Ebenso bedeutsam war die Frage, ob die Geldexperten das komplette Vermögen der Kundin ganzheitlich betrachteten oder sich sträflicherweise nur einem Teil widmeten. Bei der Prüfung der Portfolio-Struktur galt eine vernünftige Streuung der Ersparnisse über verschiedene Anlageformen als selbstverständlich.

Zudem prüfte das Institut, wie die vorgeschlagenen Depots auf Krisensituationen reagieren. Um diesen Testteil zukunftsorientiert zu gestalten, verzichtete es auf die Auswertung vergangener Krisen. Stattdessen modellierte Becks Team vier allgemeine, weitgehend repräsentative Stressszenarien und maß deren Auswirkungen auf die eingereichten Anlagevorschläge.

Ebenso kamen Kosten und Risikoaufklärung auf den Prüfstand. Ergebnis des Besuchs bei 39 Banken: Im Durchschnitt müssen Anleger bei einer Anlagesumme dieser Größenordnung mit Bankspesen in Höhe von etwa 1,3 Prozent pro Jahr rechnen. Knapp die Hälfte davon kommt dann in Form von inneren Kosten noch hinzu. Im Durchschnitt errechnete das IVA über die ersten drei Anlagejahre eine annualisierte jährliche Gesamtkostenbelastung in Höhe von etwas mehr als zwei Prozent. Die Risikoaufklärung in den eingereichten Exposs beurteilt Beck in vielen Fällen als „steigerungsfähig“. Ihn verwundert, dass die Verlustrisiken in elf Fällen, und somit in fast 30 Prozent aller getesteten Banken, überhaupt kein Thema waren.

Steuerfolgen nicht vergessen

Schließlich kamen auch die steuerlichen Konsequenzen der Vorschläge auf die Waagschale. Das ist in diesem Jahr besonders sinnvoll, da sich mit Einführung der Abgeltungsteuer ab 2009 die Steuerfolgen gerade für wohlhabende Anleger dramatisch verändern. Die eingereichten Unterlagen beurteilte wie im Vorjahr die Münchner Kanzlei HESP Speidel Treuhand- und Steuerberatungsgesellschaft KG. Steuerberater Manfred Speidel stellte anerkennend fest, dass in fast 70 Prozent der Fälle die neue 25-prozentige Pauschalsteuer auf Kapitalerträge und Kursgewinne thematisiert wurde. Auch verdeutlichten die Bankberater die Unterschiede zwischen alter und neuer Regelung. Insgesamt enttäuschte den Steuerexperten allerdings das Eingehen der Banker auf individuelle steuerliche Aspekte der Testperson eher: Nur bei 30 Prozent der Unterlagen konnte er ein ernst zu nehmendes Bemühen um einen steuerlich optimierten Vorschlag erkennen.

Die Gewinnerbanken zeichnet aus, dass sie auch bei diesem Kriterium nicht versagten. In allen anderen Fällen war der zur Prüfung vorgelegte Anlagevorschlag unter rein steuerlichen Gesichtspunkten suboptimal für die potenzielle Neukundin.

Jedes Testkriterium zählt

Am Ende der akribischen Analyse von Speidel und dem Institut für Vermögensaufbau vergab Becks Team für jedes Testkriterium Punkte in der Art von Schulnoten. „Je besser der Notendurchschnitt, desto besser die Platzierung“, erklärt Andreas Beck.

Durch den Bankentest von n-tv und FOCUS-MONEY wurde vermögenden Privatkunden dadurch auch in diesem Jahr gezeigt, wo man ihren Ansprüche gerecht wird.