Frage & Antwort, Nr. 121Löst Ekel Lippenherpes aus?
Sie sind lästig, schmerzend und sehen nicht gut aus. Rund 90 Prozent aller Deutschen sind mit dem Virus, der Lippenherpes hervorruft, infiziert. Aber nicht jeder bekommt die Bläschen.
Ich habe gehört, dass es ausreicht, sich zu ekeln, um Herpesbläschen an den Lippen zu bekommen. Stimmt das? (fragt Peter H. aus Ramstein-Miesenbach)
"Das ist richtig", sagt Professor Nikolaus Müller-Lantzsch vom Institut für Virologie der Uniklinik Saarland. "Ein einfacher Ekel reicht aus, um die Herpesviren zu reaktivieren. Aber auch andere psychische Motive wie Stress oder physikalische Einflüsse wie Sonnenlicht, ebenso wie eine einfache Erkältung können die Herpesviren wieder zum Ausbruch bringen. Solche eher alltäglichen Momente reichen schon aus, um die Herpesviren, die sich in den Ganglien (Nervenknoten) festgesetzt hatten, zu ihrem ursprünglichen Eintrittsort in den Körper, meistens sind das die Lippen, zurück wandern zu lassen, um dort auszubrechen," erklärt Müller-Lantzsch weiter.
Wie genau dieser Prozess im Körper vonstatten geht, kann bisher nicht vollständig erklärt werden. Es wird vermutet, dass durch den Ekel oder andere Auslöser bestimmte Botenstoffe im Körper freigesetzt werden, die wiederum die Herpesviren aktivieren. Es wird außerdem angenommen, dass Herpesviren nur durch ein bereits geschwächtes Immunsystem zum Zuge kommen können.
Einfache Übertragung
Die Übertragung der Herpesviren kann durch Speichel- oder Schmierinfektion erfolgen. Aber auch eine sogenannte okkulte oder maskierte Infektion ist möglich. Küssen oder andere Liebkosungen, die Benutzung des gleichen Bestecks oder aber nur ein starkes Anhauchen reichen aus, um die Viren weiterzugeben. Einmal infiziert bleibt das Virus ein Leben lang im Körper. Rund 90 Prozent aller Deutschen tragen das Herpesvirus in sich, aber nur die Hälfte derer hat auch Symptome in Form von Bläschen. Der Inhalt der schmerzhaften Bläschen ist voll mit Herpesviren, also hochinfektiös. Sie sollten weder aufgestochen noch mit den Fingernägeln bearbeitet werden, da sonst weitere Ansteckungen an anderen Stellen des Körpers drohen.
Einfache Hausmittel wie Zahnpasta, Teebaumöl oder Honig können schmerzstillend wirken und helfen, die Bläschen abzudecken. In der Apotheke gibt es ein breites Angebot gegen Lippenherpes. Menschen, die alle vier bis sechs Wochen von Lippenherpes geplagt werden, sollten unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Übrigens: Neugeborene und Säuglinge sollten unbedingt vor einer Herpesinfektion geschützt werden, da ihr Immunsystem noch nicht stark genug ist, um die aggressiven Viren zu bekämpfen. Die Kinder können bleibende Schäden zurückbehalten und im schlimmsten Fall sogar sterben.